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Wie funktioniert eigentlich Makro Focus Stacking mit Blitz und wieso überhaupt macht die Verwendung eines Blitzes Sinn?
Welche Features sollte ein optimaler Blitz für Makrofotografie haben?
Mit diesem kleinen Guide seid ihr bereit mit eurer OM SYSTEM Kamera Focus Bracketing (Fokus BKT) und Focus Stacking mit Blitz zu nutzen und Makrofotos mit erhöhter Schärfentiefe und beeindruckenden Details – selbst von kleinsten Insekten – aufzunehmen.
KURZ ERKLÄRT: WAS IST FOCUS STACKING?
In der Makrofotografie, insbesondere bei Abbildungsmaßstäben von 1:1 oder darüber, ist die Schärfeebene sehr oft hauchzart.
Um unser Motiv, oder einen bestimmten Bereich, wie beispielsweise den Kopf eines Käfers, komplett scharf darstellen zu können, benötigen wir also eigentlich mehrere Fotos.
Hierzu nehmen wir eine Serie auf, und verschieben die Schärfeebene jeweils minimal – wir scannen unser Motiv quasi ab.
Einzelbild eines Focus Stacks mit sehr dünner Schärfeebene auf den Käferaugen.
Das können wir manuell machen, oder über die Funktion Focus Bracketing ganz einfach auch unsere Kamera erledigen lassen.
Focus Bracketing liefert quasi das Ausgangsmaterial für unseren Focus Stack.
Nun kann die Serie aus Einzelaufnahmen mithilfe von Software zu einem finalen Foto (dem sog. Focus Stack) mit erhöhter Schärfentiefe verschmolzen werden.
Oder wir lassen auch diesen Schritt die Kamera (Stichwort computational photography) übernehmen: die Funktion Focus Stacking nimmt sowohl das sog. Focus Bracket auf und verrechnet diese Bilder dann auch zu unserem finalen Bild.
Praktisch!
Finaler Focus Stack aus 20 Bildern mit deutlich vergrößertem Schärfebereich (im Vergleich zu einem Einzelbild)
FOCUS BRACKETING (Z.B. OM SYSTEM OM-1)
Maximale Anzahl an Einzelfotos der Serie: 999
Das Fokus BKT nimmt Bilder im lautlosen Modus auf.
Hinweis: Die Kamera verschiebt den Fokus, ausgehend vom anvisierten Fokuspunkt, vom Sensor weg in die Tiefe.
FOCUS STACKING (Z.B. OM SYSTEM OM-1 UND OM-D E-M1 III):
Maximale Anzahl an Einzelfotos der Serie: 15
Es werden sowohl die Einzelfotos, als auch das finale, gestackte Foto gespeichert.
Hinweis: Die Kamera nimmt, vom anvisierten Fokuspunkt aus, ca. 1/3 der Aufnahmen davor auf, also zum Sensor hin und dann wiederum 2/3 in die Tiefe, vom Sensor weg.
Tipp: Es muss übrigens nicht unbedingt vorab die exakte Anzahl an Fotos eingestellt werden – alternativ kann man auch z.B. 200 Fotos für die Fokusreihe voreinstellen, aber manuell vorher abbrechen, sobald der gewünschte Endpunkt erreicht ist - mit einem erneuten Druck auf den Auslöser.
WIESO DER BLITZ FÜR DIE MAKROFOTOGRAFIE UNSER BESTER FREUND IST
Je näher wir an unser Motiv herangehen und je höher der Abbildungsmaßstab ist, desto mehr Licht benötigen wir um unser Foto perfekt zu belichten und das Maximum an Schärfe und Details darstellen zu können.
Wenn wir kleine Lebewesen wie Insekten oder Spinnen fotografieren möchten, benötigen wir meistens Licht aus einem tiefen Winkel – die hochstehende Sonne würde uns vielleicht genug Licht liefern, wirft aber harte Schatten und beleuchtet unsere Motive nur von oben.
Hier hilft uns ein Aufsteckblitz auf der Kamera.
Im besten Fall nutzen wir zusätzlich einen Makro Diffuser, eine Art kleine Softbox, die zum einen das Licht direkt vorne zum Objektiv reflektiert (der Blitz würde sonst nämlich über unser Motiv hinwegblitzen), als auch unser hartes Blitzlicht schön weich macht und eine gleichmäßige Ausleuchtung unseres Motivs ermöglicht.
Ganz ähnlich einem Portraitshooting mit Softbox mit menschlichen Models – lediglich in der Mini-Variante.
Zusätzlich hat die Verwendung eines Blitzes noch weitere Vorteile: Die Abbrenndauer des Blitzes ist so kurz, dass sie quasi die Verschlusszeit der Kamera ersetzt und Bewegungen einfrieren kann. Somit gehören verschwommene und unscharfe Makrofotos der Vergangenheit an.
(Das hilft uns zwar nicht unbedingt beim Focus Stacking, denn hier benötigen wir ja ein Motiv, das bewegungslos ist, dafür aber z.B. beim Fotografieren von sich schnell bewegenden Insekten.)
In Gegenlichtsituationen, hilft ein Blitz den Vordergrund bzw. unser Motiv aufzuhellen.
So sind auch Mischlichtszenen umsetzbar, wenn, wie hier, die starke Mittagssonne den Hintergrund beleuchtet, jedoch die Blüten und Schwebfliegen im Vordergrund zu dunkel erscheinen würden.
Der Blitz hellt das Motiv auf, während der Hintergrund selbst mit niedriger ISO Einstellung noch knallig belichtet wird – dank der unvorstellbar hellen Sonne.
WIE NUTZE ICH DIE FOCUS BRACKETING UND STACKING FUNKTIONEN MIT BLITZ?
Die Erstellung eines Focus Stacks, oder Focus Brackets, ist denkbar einfach – insbesondere wenn die Kamera die Arbeit übernimmt.
Es ist lediglich wichtig, dass sich 1. das Motiv nicht bewegt und 2. die Kamera still gehalten wird.
In kürzester Zeit verschiebt die Kamera dann die Fokusebene und speichert eine voreingestellte Anzahl von Bildern mit versch. Fokuspunkten für uns.
Haben wir die Focus Stacking Option aktiviert, verrechnet sie diese dann auch direkt.
Sobald nun ein Blitz auf der Kamera steckt, wird dieser bei jedem Einzelbild ausgelöst. Im Prinzip ist es der Bracketing/Stacking Option “egal”, ob ein Blitz verwendet wird, oder nicht – sie löst ihn aber automatisch aus, wenn er auf der Kamera steckt.
Zur rein manuellen Erstellung eines Focus Brackets bewegt man die Kamera langsam zum Motiv und nimmt bei jedem kleinen Schritt näher ein Foto auf.
Erfahrungsgemäß sind hier manuelle Einstellungen (M Modus) der Kamera am effektivsten.
Tipp: um eine gleichbleibende Belichtung innerhalb der Serie zu gewährleisten, nutzt man auch den Blitz am besten im manuellen M Modus.
Ich starte gerne mit einer möglichst geringen Blitzleistung (z.B. 1/64), bei der weitesten Zoom-Einstellung, und passe diese dann abhängig von einem ersten Testfoto an.
Sowohl das Focus Bracketing, als auch das Focus Stacking, bieten in den Einstellungen eine Option um die Ladezeit zwischen den einzelnen Fotos der Serie zu bestimmen.
Hier wählen wir einen Wert aus, der zum einen unserem Blitz genug Zeit bietet sich zwischen den Blitzen aufzuladen und zum anderen kurz genug ist, um möglichst schnell unsere komplette Serie aufnehmen zu können.
Ich habe hier als Voreinstellung meiner Custom Profile 0.1 ausgewählt.
Die optimale Verzögerungszeit ist abhängig vom Blitzmodell, den verwendeten Batterien und der eingestellten Blitzleistung.
Je weniger Energie der Blitz benötigt (niedrige Blitzleistung), umso schneller kann er wieder feuern und umso kürzer können wir die Zeitverzögerung wählen.
Hat der Blitz nämlich nicht genug Zeit sich zwischen den Fotos aufzuladen, haben wir in unserer Aufnahmeserie vereinzelt dunklere, oder im schlimmsten Fall sogar komplett schwarze Bilder, wenn er wegen Energiemangel gar nicht erst ausgelöst hat.
Tipp: Meine ISO Basiseinstellung ist immer 200. Merke ich jedoch, dass ich zu viel Blitzpower brauche und der Blitz so Probleme bekommt sich zwischen den Bildern meiner Serie aufzuladen, erhöhe ich ISO auch gerne mal auf 400 und regle dann entsprechend die Blitzleistung herunter.
WAS SOLLTE EIN BLITZ FÜR DAS FOCUS STACKING KÖNNEN?
- Hohe Blitzausgabestärke (Leitzahl)
- Schnelle/kurze Aufladezeit
- Hohe Blitzfrequenz bei gleicher Blitzstärke
- Optional, aber sehr hilfreich, ist ein Einstelllicht direkt am Blitz
TIPPS FÜR DIE VERWENDUNG EINES BLITZES:
Um eine durchgängige und zuverlässige Stromzufuhr zu gewährleisten, damit der Blitz sowohl schnell hintereinander feuern, als auch eine gleichbleibende Belichtung bieten kann, macht die Verwendung hochwertiger Batterien Sinn.
Hierfür gibt es spezielle Sets mit einer optimierten, durchgehenden Spannungsabgabe.
Da wir in der Makrofotografie oft sehr nah an unserem Motiv sind, versuchen wir ein so weiches Licht wie möglich zu bekommen.
Um das Blitzlicht direkt gut zu fächern, stellen wir den Zoom des Blitzkopfes auf die weitest mögliche Einstellung (Weitwinkel).
Die Bracketing und Stacking Funktionen machen wirklich viel Spaß und intensives Ausprobieren lohnt sich definitiv!
Viel Spaß damit.
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